Gendern und SEO [Kompletter Leitfaden 2021]

Wer in Webtexten nicht-männliche Bezeichnungen verwendet, hat auf Google Nachteile.

Das ist unfair.

Trotzdem musst du dich nicht zwischen Klicks und Gerechtigkeit entscheiden.

Denn es gibt Wege, das Gendern und SEO zu verbinden.

SEO und Gendern auf einen Blick

  • Das Problem: Wer als „Grafikerin“ auftritt, wird unter „Grafiker“ kaum gefunden.
  • Dabei suchen die meisten Menschen nach der männlichen Variante.
  • Genderstern und Co. verwirren die Suchmaschine vollends.
  • Es gibt hilfreiche Tipps, um trotzdem auffindbar zu sein.
  • Etwa: männliche Beispiele zu verwenden. Oder Keywords ohne Geschlecht anzugehen, wie „Grafikdesign“.
  • Es kann aber auch Vorteile haben, auf nicht-männliche Keywords zu optimieren.

Für SEO Gendern mit Sternchen oder Doppelpunkt, objektive Bezeichnungen verwenden (Webdesign statt Webdesigner), andere Keywords finden (Aufträge statt Kunden finden), männliche Beispiele liefern, im Notfall Paarform nutzen, männliche Keywords in die URL

Online gendern = weniger Klicks?

Stell dir vor, du möchtest eine neue Website erstellen lassen. Was googelst du? Wahrscheinlich „Webdesigner“.

So wie die meisten Menschen:

Das Keyword Webdesigner wird 1400 Mal im Monat gesucht

Dabei ist es dir (hoffentlich) egal, welches Geschlecht die Person hat, die den Auftrag übernimmt.

Das Problem:

Google schlägt dir fast ausschließlich männliche Webdesigner vor, weil diese von sich als „Webdesigner“ schreiben. Das passt besser zur Suchanfrage als „Webdesignerin“ oder gar „Webdesigner*in“.

Ein paar nicht-männliche Webdesigner*innen findest du trotzdem. Aber nur, weil sie ebenso die männliche Form „Webdesigner“ verwenden.

So gesehen bei Katja Nitsche. Sie würde sich gerne als „Webdesignerin“ bezeichnen. Tut es aber nicht ausschließlich, um ihre Chancen auf mehr Klicks zu steigern.

Leider sind die Suchmaschinen noch nicht so weit, die weibliche Form Webdesignerin gleich zu behandeln

Also: Google erkennt das generische Maskulinum nicht so, wie es gemeint ist. Es sollte auch die Auftritte von nicht-männlichen Menschen anzeigen. Tut es aber nicht.

Oder: Wer „männlich“ sucht, wird „männlich“ finden.

Das ist andersherum übrigens genauso. Aber mit einem kleinen Haken.

Kann ich ohne männliche Bezeichnungen trotzdem gefunden werden?

Ja.

Wer etwa „Webdesignerin“ sucht, bekommt auch fast nur weibliche Anbieterinnen vorgeschlagen.

Also alles gut?

Nicht ganz.

Denn während 1400 Menschen im Monat „Webdesigner“ eintippen, sind es bei „Webdesignerin“ nur ein Zehntel so viele:

Das Keyword Webdesignerin wird 130 Mal im Monat gesucht

Wer seine Texte also auf „Webdesignerin“ optimiert, hat ein viel kleineres Publikum.

Und nach „Webdesigner*in“ sucht gleich überhaupt niemand:

Das gegenderte Keyword Webdesigner*in wird gar nicht gesucht

Schlechte Aussichten auf Traffic für Unternehmen und Selbstständige, die gendern.

Aber: Bleib dran. Dann schauen wir uns Möglichkeiten an, wie du trotzdem gefunden wirst.

Zuerst widmen wir uns aber der größten Hürde zwischen Google und dir: genderneutraler Sprache.

Wie gendern auf Webseiten: mit Sternchen, Doppelpunkt, Klammer?

Wer gendergerecht schreibt, hat es auf Google schwer.

Denn die Suchmaschine erkennt Gendersymbole nur unzuverlässig.

Du könntest zum Beispiel einen Artikel darüber schreiben, wie man Jäger*in wird.

Dein Ziel: Dass dich sowohl Menschen finden, die „Jäger werden“ als auch „Jägerin werden“ googeln.

Das klappt leider nicht wirklich gut.

Der Test

Ich habe getestet, welche Gendersymbole Google erkennt:

  1. Ob es nur die männliche,
  2. nur die weibliche,
  3. beide Formen oder
  4. gar keine Form anzeigt.

Dafür habe ich ganz einfache Seiten mit jeweils einem Gendersymbol im Keyword gebaut:

In diesem Beispiel wird Jäger_in mit Unterstrich gegendert.

Und dann habe ich geschaut, welche Seiten Google anzeigt.

Das Ergebnis: Uneindeutig.

Folgende Formen ranken für „Jäger“ und „Jägerin“:

  • Genderstern: Jäger*in
  • Doppelpunkt: Jäger:in
  • Klammern: Jäger(in)

Nur für die männliche Form „Jäger“ ranken: 

  • Schrägstrich: Jäger/-in
  • Bindestrich: Jäger-in

Nur für die weibliche Form rankt:

  • Binnen-I: JägerIn

Nach diesem Test würde ich für SEO den Genderstern und den Doppelpunkt empfehlen. 

Klammern funktionieren scheinbar auch, sind aber nicht inklusiv. Dasselbe gilt für die Doppelnennung „Jägerinnen und Jäger“.

Aber: Optimal ist das auch nicht.

Denn denselben Test habe ich mit dem Suchbegriff „Kund*innen“ gemacht.

Das Resultat: Genderstern und Doppelpunkt werden nur unter der weiblichen Form „Kundinnen“ gefunden. Unter „Kunden“ tauchen sie nicht auf.

Und sowieso: Tests von anderen Agenturen ergeben ein ganz anderes Bild.

Es scheint, als habe Google keine einheitliche Regelung.

Deshalb meine Empfehlung: Such dir eine Schreibweise aus und bleib dabei. Mit ein paar Tricks kannst du deine Auffindbarkeit für Suchbegriffe aller Geschlechter steigern. Dazu kommen wir gleich.

Davor: Das Thema Barrierefreiheit.

Herausforderung Barrierefreiheit

Bei einer gendergerechten Schreibweise solltest du auch an die Barrierefreiheit denken. Denn auch das ist Teil der Suchmaschinenoptimierung.

Vor allem blinde Menschen kann die Gendersprache nämlich negativ beeinflussen. Sie lassen sich Texte oft per Screenreader vorlesen.

Hier gibt es einen klaren Vorteil für den Doppelpunkt: „Kund:innen“ liest er mit einer kleinen Pause vor. Also „Kund innen“.

Dagegen liest der Screenreader das Gendersternchen mit. Das klingt komisch und bringt die Leser*innen aus dem Konzept: „Kund Sternchen innen“. Selbes gilt für den Unterstrich.

Aber: Heiko Kunert, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg, regt an, dass sich Screenreader an uns anpassen sollten – und nicht unsere Genderschreibweise an den Screenreader.

Außerdem gibt es auch Argumente gegen den Doppelpunkt. Menschen mit Sehschwäche erkennen ihn schwerer als das Sternchen.

Deshalb empfiehlt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband DBSV, wenn möglich auf Alternativen umzusteigen (Kundschaft statt Kunden). Wenn mit Symbol gegendert wird, dann am besten mit Sternchen, weil es am verbreitetsten ist.

Also: Am besten gar nicht gendern in Online-Texten?

Doch.

Zum einen gibt es viele gute Gründe dafür.

Zum anderen zeige ich dir gleich ein paar Tipps, um trotz korrekter Ansprache mehr Klicks zu kassieren.

Denn oft brauchst du gar kein Gendersymbol. Und auch, wenn du ausschließlich die weibliche Bezeichnung verwendest, kannst du für männliche Keywords ranken.

SEO-freundliche Alternativen zum Gendern

Versteh mich nicht falsch: Ich freue mich, wenn du gendergerecht textest. Selbst mache ich es ja auch.

Aber: Indem du schlau schreibst, kannst du gleichzeitig Google glücklich machen und erfolgreich gendern.

Andere Begriffe finden

Die einfachste Option ist es, dein Vokabular leicht anzupassen.

So kannst du oft auf objektive Bezeichnungen ausweichen. Statt „Webdesigner*innen“ schreibst du „Menschen, die Webdesign machen“. Beide Begriffe (Webdesign und Webdesigner) werden ähnlich oft gesucht.

Manchmal solltest du auch gleich ganz andere Begriffe verwenden. Aus dem Thema „Webdesign-Kunden finden“ wird dann „Webdesign-Aufträge finden“. In dem Fall sogar mit höherem Suchvolumen!

Das Wörterbuch geschicktgendern.de hilft dabei, alternative Möglichkeiten zu finden.

Die männliche Form trotzdem einbauen

Manchmal ist der maskuline Suchbegriff aus SEO-Sicht zu vielversprechend, um ihn ganz auszulassen.

Aber auch dann kannst du mit ein paar Tricks richtig gendern.

Ich verwende oft Beispiele, um die männliche Form einzubringen.

Sagen wir, du möchtest als Personalberaterin für das Keyword „Personalberater“ ranken. Dann könntest du etwa ein Testimonial auf deine Seite packen: „Mein Kunde Hans Köhn war mit seinem Personalberater unzufrieden. Nun bin ich seine Personalberaterin“.

Schwieriger ist es bei zusammengesetzten Wörtern. Etwa, wenn du über „Kundenakquise“ schreibst. Hier setzen viele Texter*innen auf die Paarform: „Kundinnen- und Kundenakquise“. Das ist allerdings nicht ganz sauber, da es nur weibliche und männliche Menschen einschließt (und keine anderen Geschlechter).

Ähnlich verzwickt ist die Lage bei Begriffen, deren Wortstamm sich je nach Geschlecht ändert. Etwa „Arzt“ und „Ärztin“.

Dann hilft manchmal nur ein Griff in die Trickkiste.

Strategien für Verzweifelte

Wer die männlichen Suchbegriffe nicht im Text unterbringen konnte, kann eine dieser Techniken in Betracht ziehen.

Männliche Bezeichnung verstecken

Du kannst männliche Keywords dort unterbringen, wo sie nur Google sieht.

Zum Beispiel in der URL. So lautet der Titel deines Artikels etwa „14 Tipps für Professor*innen“. Du möchtest aber unter „Tipps für Professoren“ gefunden werden. Dann könnte deine URL lauten: myprofessor24.de/professoren-tipps. Dort stört die männliche Bezeichnung wirklich niemanden – und ein Ranking ist trotzdem möglich.

Weitere Verstecke:

  • Alt Tags, Dateiname und Titel von Bildern.
  • HTML-Beschreibungen von Videos.
  • JavaScript <noscript> bei interaktiven Elementen.

Aber: Es geht hier nicht darum, Google und Nutzer*innen zu täuschen! Das schadet deinen Rankings (und ist ethisch fragwürdig).

Für mehr Tipps: Ich habe einen Blog Post darüber geschrieben, wie du SEO-Text regelkonform verstecken kannst.

Ranking durch Linkbuilding

Wenn viele Seiten auf dich als „Hausarzt“ verlinken, rankst du für den männlichen Begriff besser.

Auch, wenn du auf deiner eigenen Seite nur als „Hausärztin“ unterwegs bist.

In diesem Guide von Backlinko steht fast alles, was du über Linkbuilding wissen musst.

Zwei Websites erstellen

Eine besonders außergewöhnliche Idee habe ich auf t3n gesehen.

Der Artikel rät, eine zweite Website zu erstellen, auf der du männliche Bezeichnungen verwendest. Diese soll in der Google-Suche besser auffindbar sein.

Wer auf sie klickt, gerät allerdings durch eine Weiterleitung auf die „gegenderte“ Seite.

Muss ich für männliche Begriffe gefunden werden?

Ich finde: Es ist wichtiger, geschlechtergerecht zu schreiben, als auf jedes männliche Keyword zu optimieren.

Die Tipps aus diesem Leitfaden reichen mir, um auch für männliche Begriffe zu ranken.

Außerdem gibt es auch ein paar Vorteile, hauptsächlich für nicht-männliche Bezeichnungen gefunden zu werden.

Welche?

Weniger Konkurrenz

Es ist oft einfacher, für weibliche Bezeichnungen zu ranken. Denn es gibt weniger Websites, die ihre Texte darauf optimieren.

Gerade für junge Seiten kann es also sinnvoll sein, diese Begriffe zu fokussieren.

Ein Beispiel:

Die Keyword Difficulty für „Hausarzt“ beträgt 37.

Keyword Difficulty für Hausarzt: 37

Die für „Hausärztin“ nur 8.

Keyword Difficulty für Hausärztin: 8

Höhere Conversion Rate

Bleiben wir beim Beispiel der Hausärztin.

Einer Person, die „Hausarzt“ googelt, ist das Geschlecht vermutlich egal.

Wenn sie aber direkt nach „Hausärztin“ sucht, möchte sie offenbar konkret zu einer weiblichen Ärztin gehen.

Ergo: Sie wird alle „Hausärzte“ ignorieren und gleich auf die Seite einer „Hausärztin“ klicken. Dort macht sie auch wahrscheinlich einen Termin aus.

Mehr Kund*innen auf deiner Wellenlänge

Ganz ehrlich: Ich habe schon potenzielle Aufträge verloren, weil ich gendere.

Und ich bin froh, dass es so passiert ist.

Denn Klient*innen, die schon die gendergerechte Schreibweise stört, passen einfach nicht zu mir. Sie haben eher einen traditionellen Stil. Dagegen schreibe ich gerne jung und modern.

Stattdessen bekomme ich nun eher Aufträge von Menschen und Unternehmen, die meine Ansichten teilen. Das macht die Zusammenarbeit leichter und alle Beteiligten glücklicher.

Google ändert sich, wenn wir uns ändern

Klar: In mittlerer Zukunft sollte Google ein Gender-Update angehen.

Aber: Es liegt nicht nur an der Suchmaschine, für Gerechtigkeit zu sorgen. Denn der Algorithmus macht im Prinzip das, was die Masse macht.

Also: Fangen wir doch alle an, mit Gendersymbol zu googeln – „Friseur*in in der Nähe“ statt „Friseur“. Dann dauert es keinen Monat, bis Google Seiten von Menschen aller Geschlechter anzeigt.

Und jetzt?

Lege dir eine Strategie zurecht – und bleibe dabei.

Oder lass dir dabei helfen, das Gendern und SEO zu verbinden.

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